Über die Langsamkeit beim Gehen

Es ist keine besonders neue Erkenntnis, dass die Geschwindigkeit des Gehens nicht viel über seine Qualität aussagt. So weiß ich seit langer Zeit, dass meine Haltung und mein Umgang mit dem Tempo des Gehens sich grundsätzlich vom falschen Kriterium leiten lässt. Nämlich beim Gehen halbwegs zügig einen Punkt A zu verlassen, um zu einem andern (Punkt B) zu kommen. Diese Art und Weise sich zum Vorgang des Gehens zu verhalten bringt mich nicht weiter. Ich gewöhne mir einen Stil des Gehens an, der zwar in die Nähe der Geschwindigkeit eines gemütlichen Spaziergängers kommt, auch vermag ich mich wieder mit einem geduldigen Begleiter zu unterhalten und hin und wieder den Blick in mein Umfeld zu heben, aber es fühlt sich nicht wie das „klassische Gehen“ an, dass ich als 50-jähriger beim Tango Argentino kennenlernen und bewusst erspüren durfte. Mein Körper fühlt sich an wie ein lästiger Waggon, der irgendwie vorwärtsgeschoben werden muss. Irgendwie. Ich weiß, dass ich den Gang verlangsamen müsste, doch die Nachteile wiegen schwerer als die Vorteile. Und beim Ausprobieren von mehr Langsamkeit ändert sich nicht wirklich viel an dem Waggon-Gefühl. Wirkliches Gehen fühlt sich in meiner Erinnerung komplett anders an.

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