Die neurologische Hölle

Gestern in Görlitz erlebe ich deutlich wie anders ich „in der Welt“ bin als früher und als die anderen Leute zur gleichen Zeit um mich. 

Auf dem Festivalgelände vom Fokus-Festival in Görlitz kann ich höchstens 20 Prozent verarbeiten von dem was an „Daten“ wie ein Meteoritenschwarm auf mich einschießt. Ich spüre wir ich nur noch aussortieren kann, um mit der Menge der Eindrücke der permanent verändernden Situation zurecht zu kommen, da ich alles darauf fokussieren muss, auszuweichen und meine unmittelbare Sicherheitszone von 360 Grad mal 2 Meter zu kontrollieren um nicht von einem Erschrecken ins das nächste zu fallen. Eine Art vegetativ gesteuerte Höchst-Anspannung, gegen die ich nichts tun kann und die mich rasch erschöpft und auslaugt. Ich kann nicht mehr mitspielen, im wahrsten Sinne des Wortes… Was alle andern machen, die entspannt zusammen stehen oder ein paar Schritte zur Seite wechseln, das kann ich nicht. Jede Kopfwendung bei gleichzeitiger kleinster Ortsveränderung meines Körpers ist so als ob ich einen Tagebaubagger um mindestens fünf Kilometer versetze…

Und dann noch entspannt dabei reden und zuhören. Könnte vor Groll manchmal nur brüllen….

Ich gehe denn auch nicht mit den andern zur Bühne hoch, wo wir uns den Preis abholen sollen für unser Tanzstück, dessen Textbuch ich schrieb. Ich spreche kaum noch, achte nur darauf, ob alles um mich herum sicher ist und nichts mich gefährden könnte… oder bedroht…

Und die ganze Zeit trommeln Daten auf mich ein (Geräusche, Farben, Gerüche, Bewegungen). Vor allem aber kann ich nicht zur Laterne erstarren, muss mich permanent selbst bewegen….

Endlich wieder zu Hause, liege ich auf dem Bett und gehe „feinstofflich“ ins Universum über, löse mich auf.

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