„Blindes“ Gehen

Laufe seit letzter Woche – im Modus „ehrliches“ Gehen – ohne Stock.

Beginne heute mit einer risikovollen Erweiterung: Ich richte mich deutlich auf, hebe den Kopf an, schaue nicht mehr auf die Füße, sondern um mich herum. Ich fühle mich als wäre ich ein Mann über 1,80. Ich bin extrem motiviert, gehe heute oft hinaus. Ds Wetter ist gut. Es ist warm, hell, die Sonne ist da. Fast ist es mir zum Heulen zu mute. Ich weiß, ich kann es schaffen! Ich komme dem wirklichen Gehen immer näher!

Ich muss die Schritte wieder verkürzen, lasse sie sich tastend den Boden erspüren.

Werde wieder extrem langsam.

Es ist super anstrengend, aber ich gehe gern raus. Jetzt wieder kürzere Strecken, dafür langsam, hoch konzentriert, sehr genau. 

Ich empfinde ein vollkommen neues Gefühl von Anwesenheit im Raum. Ich sehe, was in der Tiefe passiert, ich sehe, wer im Auto sitzt, wer mir entgegenkommt, sehe unendlich viele Details. Ich schaue den Menschen nach fünf Jahren wieder in die Augen.

Ich nenne es „blindes“ Gehen, weil ich meine Füße nicht mehr sehe.

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