Frau K. lässt mich auf der Liege Platz nehmen, setzt sich hinter mich. Tastet mein Gesäß-Auflageflächen ab. Ich bin etwas irritiert. Später werde ich kapieren: Sie prüfte, inwieweit meine Hinterbacken gleichmäßig rechts und links aufsaßen.
Dann legte sie ihre gepflegte Hand auf meinen Unterleib, drückte leicht und löste eine Beckenkippung aus. „Nicht sehr beweglich“, meinte sie. Ich dachte nur, sie ist verdammt nah mit ihrer Hand an meinem… Jetzt bloß keine Erektion!
Passierte nicht.
Am Ende der Therapiestunde wird sie sagen: „Sie sitzen jetzt deutlich mehr auf ihrer linken Gesäß-Seite. Das war vorhin nicht so. Da saßen sie auf rechts.“
War mir natürlich nicht aufgefallen. Ich saß ja einfach nur.
Sie erklärte, mein gelähmter linker Arm verkürze durch sein Gewicht die komplette linke Rumpfmuskulatur, löse dadurch als Gegenkraft einen erhöhten Muskeltonus aus, so dass das Gesäß mit hochgezogen werde und nicht ganz aufsitzt.
Aha.
Sagen wir mal so: die dialektischen Verhältnisse zischen Schulter, Rumpf und Becken verhalten sich metaphysisch. Frau K. holte einen Therapieklotz. Ich lagerte sitzend meinen linken Arm darauf, Füße am Boden. Hob die Hinterbacken abwechselnd links und rechts ab, ohne dass der Arm sich auf dem Klotz verschieben durfte.
Krieg das mal hin.
Nach einiger Zeit bat sie mich, das rechte Bein wie einen Haken angewinkelt auf die Liege zu legen und vor und zurück zu bewegen.
Mit viel Ächzen verbunden!
Schließlich bat sie mich, das rechte Knie anzuheben, das Hakenbein gar aufzustellen und dann wieder abzulegen usw. usf… Jetzt spürte ich: Diese Bewegung drückte die linke Hinterbacke tiefer in die Liege, löste eine (diagonale) Dehnung aus und zog die verkürzte linke Rumpfmuskulatur enorm in die Länge.
„Rumpf ist Trumpf!“ Dieses Physiotherapeuten-Motto bewahrheitet sich immer wieder: Daran arbeiten der kaum merklichen Schwerkraft des gelähmten Armes eine angemessene Gegenkraft entgegenzusetzen: die Rumpfkraft. Und zwar so, dass der darunterlegende Abschnitt (das Becken) trotzdem entspannt bleibt. Anders gesagt: Trotz einer nach oben gerichteten muskulären Gegenkraft gegenüber der Schwerkraft des Armes, das Becken davon abkoppeln können. Einfach gesagt heißt das für den Fall des Sitzens: Richtig auf dem Arsch sitzen bleiben.