Heute vor zwei Jahren

Heute. In der Nacht von Gestern zu Heute. Vor zwei Jahren. Ist es mir passiert. Kurz nach Mitternacht herum. Oder noch davor? Es ist ja ein Zeitabschnitt. Vom Platzen des Blutgefäßes. Über die Einblutung. Bis zur Zerstörung der Gehirnzellen im motorischen Zentrum. Und der einsetzenden Lähmung der linken Körperhälfte. Wie lange dauert so etwas eigentlich? Wenngleich der Begriff „Schlaganfall“ ja sagt: schlagartig.

Ich bemerkte, das ich nicht mehr sprechen konnte. Die Zunge schwer. Die „A“s gelallt. Ich sagte J., die nackt neben mir lag, dass irgendetwas mit mir nicht stimme. Ich reagierte verwundert auf meinen linken Arm, der mir fremd vorkam. „Was ist das für ein Arm?“ fragte ich sie… J. reagierte sehr schnell und souverän.

Ich erinnere mich daran, dass die Rettungssanitäter mich mit einem Tragetuch die Treppe herunterbrachten. Ich erinnere mich an die nächtliche Fahrt im Rettungswagen. Das „CT“, das Computer-Tomographie-Gerät im Klinikum Hoyerswerda war kaputt. Also Senftenberg. Sie wussten nicht, ob ein Blutgefäß verstopft oder geplatzt war. Ein Blutverdünnungsmittel hätte die Verstopfung lösen, die Blutung aber verschlimmern können. Ich erinnere mich, wie ich umgelagert wurde, wie ich auf der Liege durch endlose Gänge herumfuhr, wie ich in  die CT-Röhre geschoben wurde, wie sich mir ein Arzt vorstellte, sehr groß und sehr sanft, wie er zu mir sagte, dass ich eine Blutung hätte und man mit Dresden konferiere, um zu entscheiden, ob ich zu einer Schädelöffnung dorthin ausgeflogen werden müsse. Ich erinnere mich wie ich an die Geräte angeschlossen wurde… Man entschied irgendwann im Laufe der Nacht: Kein Hubschrauber nach Dresden.

Ich erinnere mich, dass einmal eine Schwester mit betörendem Duft sich zum Umlagern über mich beugte, vermutlich im Laufe der nächsten Tage, als ich vor Schmerzen nicht mehr auf dem Rücken liegen konnte und man mich mit einer speziellen Technik von der linken auf die reche Seite umwälzte. Ich bekam eine gelben Rufknopf in die Reichweite meiner rechten Hand gelegt und nutzte das dezent aber auch irgendwie schamlos aus, jedesmal mit großer Vorfreude, wenn sie Schicht hatte.

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